Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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"Unschuld" von Sara Blædel

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"Ich hätte ein ganzes Leben in der Istedgade verbringen können, wäre ums Männerwohnheim und Café Billigessen gezogen,...durch die kleinen Sexclubs mit den violetten Gardinen,...um Sex zu kaufen oder Stoff zu verkaufen oder beides zu tauschen."
So beschrieb 1977 Vesterbros berühmtester Dichter, Dan Turèll, diese Mischung aus Attraktivität und Ekel in seinem Gedicht "Das Leben in der Istedgade". Heute dagegen leuchtet Vesterbro mit hellen frisch renovierten Fassaden und dem klaren Neonlicht der Cafés, Bars und Restaurants. In den letzten Jahren ist das Viertel besonders bei der so genannten kreativen Klasse hip geworden. Wo früher Drogenabhängige und Prostituierte beidseitig die Straße Istedgade gesäumt haben und in den Untergeschossen der Häuser sich überwiegend Sexclubs und Pornoshops angesiedelt hatten, ziehen nun die jungen Kreativen ein, drücken dem Stadtteil ihren Stempel auf. Heute erneuert sich der ehemalige Kiez rasant. In Sara Blædels Kriminalroman Unschuld ist aber davon noch keine Rede.

"Die Frau lag mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken, ihr Kopf ruhte an ihrer Schulter. Über den Hals zog sich ein langer, gerader Schnitt, das Blut hatte sich mit ihrem langen, blonden Haar vermischt und sich als klebrige Masse über die linke Seite ihres Oberkörpers ausgebreitet." Ein grausamer und brutaler Mord an einer Prostituierten im Rotlichtviertel von Kopenhagen ist der neue Fall von Louise Rick und ihren Kollegen von der Polizei in Kopenhagen. Kødbyen, Kopenhagens einstiger riesiger Schlachthof ist der Schauplatz dieses Verbrechens. Kødbyen nannten die Dänen diese Stadt in der Stadt, die "Fleischstadt". An die blutige Zeit der Schlachter und Knochenhauer erinnern nur noch Namen, die Slagtehusgade, Schlachthausstraße, zum Beispiel. Wo einst das Blut der Schlachttiere floß, fließt nun das Blut junger Mädchen aus dem ehemaligen Ostblock. Kødbyen gehört zum Stadtteil Vesterbro.
Und in diesem Stadtteil wird nun mit anderem "Fleisch" gehandelt aber mit nicht weniger Profit. Und die Verteilungskämpfe nehmen eine brutale Form an. Unruhe breitet sich unter den osteuropäischen Mädchen aus.


Buchtipp
KOMA
Fast im gleichen Zeitraum wird ein Säugling in einer Kirche gefunden. Eingehüllt in einer blauen Decke finden der Sohn des Pastors und sein Freund, der Sohn der Journalistin Camilla Lind den Säugling. Von der Mutter keine Spur. Camilla Lind und Louise Rick, die Hauptpersonen in den Kriminalromanen von Sara Blædel, ermitteln auch in dem Fall des Prostituiertenmordes wieder zusammen. Als Camilla einen wichtigen Zeugen zum Sprechen bringt, fällt der Verdacht bald auf zwei Albaner, welche die Rotlichtszene zu beherrschen scheinen. Die Ermittlungen der dänischen Kriminalpolizei konzentrieren sich sehr bald auf das Umfeld und die Aktivitäten dieser Albaner. Da wird der Zeuge, ein Penner, auf noch grausamere Art und Weise getötet. Es sieht nach einer Hinrichtung und Drohung aus. Und wieder scheinen die Albaner Arian und Hamdi ihre Hände im Spiel zu haben. Camilla nimmt Urlaub, da sie sich am Tod des Penners schuldig fühlt, weil seine Identität durch ihre Veröffentlichung bekannt wurde.

Bald darauf wird ein zweiter Säugling in derselben Kirche gefunden. Diesmal ist er tot und ein Zeh wurde ihm entfernt. Auch diesen Fall übernimmt Louise Rick, Es scheint kein Zufall zu sein, dass die Säuglinge in dieser Kirche abgelegt worden sind. Welche Verbindung gibt es zwischen dem Pfarrer Henrik Holm und diesen Säuglingen? Hat seine Vergangenheit, er war einige Jahre in einem Flüchtlingslager in Bosnien, etwas damit zu tun? Und wenn ja, was? Als die zwei Albaner Camilla entführen, um ihr ihre Sicht der Ereignisse zu schildern, nimmt die Erzählung Tempo auf. Sara Blædel zeigt uns in diesem Krimi wieder einmal die internationalen Verstrickungen der Kriminalität, die des Frauenhandels, bei der Mädchen wie Fleisch von Land zu Land verschoben werden. Die Verdrängungsmechanismen des Marktes, die in diesem Fall auch vor Mord, Drohungen und Entführungen nicht halt machen, greifen hier zu. Der Stärkere gewinnt, der am skrupellosesten ist, hat die Straßen für sich. Kann die Profite einstreichen. Auch Kopenhagen ist vor dieser Gewalt nicht sicher. Und zum Schluß verlieren die, die mit dem Bösen paktieren, um Gutes zu schaffen, aber das Schlechte im Menschen unterschätzen.

Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
© April 2010 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Unschuld" von Sara Blædel

Mit Herz und Verstand
„Unschuld“ überzeugt mit einer Story, die am Ende niemanden kalt lässt


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„Unschuld“ handelt von Prostitution und Frauenhandel, von Macht und Machtmissbrauch, von Abhängigkeiten – und von Kindern und Eltern. Ein Frauenkrimi? Sicher. Aber ein richtig guter, weil Sara Blædel mit Herz und Verstand zu überzeugen weiß.

In ihren drei vorangegangenen Krimis hat Sara Blædel sich, ganz wie es sich für eine engagierte Journalistin gehört, mit Aids, Drogen, Netdating und der Zwangsehe beschäftigt. In ihrem aktuell vorliegenden Krimi „Unschuld“ widmet sich die Dänin nun - folgerichtig, möchte man sagen - den Themen der Prostitution und des Frauenhandels.

Eine ermordete Prostituierte und ein totes Baby

In den Kopenhagener Schlachthöfen wird eine Prostituierte mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Louise Rick und ihr Team übernehmen die Ermittlungen, die lange stagnieren, bis sich ein Serbe meldet, der sich mit einer ehemaligen Prostituierten angefreundet hat. Er bringt die Ermittler auf die Spur der albanischen Zuhälter Arian und Hamdi, die ihn stets aufs Neue erpressen, damit seine Freundin nicht mehr für sie anschaffen muss. Auch Louises Freundin Camilla, die für die Krimiredaktion der Morgenavisen arbeitet, wird auf den Fall der ermordeten Prostituierten aufmerksam, recherchiert aber gleichzeitig in dem Fall eines tot auf einer Kirchentreppe ausgesetzten Säuglings, der sie auch persönlich stark berührt, da es ihr Sohn ist, der das tote Kind zusammen mit seinem Freund findet. Fortan lässt Camilla die Geschichte nicht mehr los, und am Ende wird sie stärker in beide Fälle hineingezogen, als ihr lieb sein kann. Auch für Louise haben die Ermittlungen große persönliche Folgen - Sara Blædel weiß ihre Leser zu überraschen und bei der Stange zu halten, denn der Schluss macht neugierig auf die Fortsetzung.

Ein Krimi für Fans von Storys mit Herz und Verstand

Dass die beiden Protagonistinnen Louise und Camilla - erneut - in höchstem Maße persönlich in die Fälle involviert werden, hat zuweilen etwas Übertriebenes und Aufgesetztes, aber Sara Blædel hat eben, ebenso wie ihre „große“ schwedische Kollegin Liza Marklund ein Anliegen, und das lässt sich am besten in die Herzen und Köpfe der Leser transportieren, indem man eine persönliche Verstrickung des Helden (oder hier der Heldinnen) kreiert, um den Leser bei seinen tiefsten Gefühlen zu packen. Ganz nebenbei erhöht es Spannung und Dramatik ungemein, und Sara Blædel versteht ihr Handwerk in jeder Hinsicht! So ist es selbstverständlich, dass die Fakten und Hintergründe der Prostitution und des Frauenhandels gut recherchiert sind, schließlich ist Blædel Journalistin. Doch es gelingt ihr, ihr Faktenwissen in literarische Stimmungen und Bilder umzusetzen, und so wie in „Unschuld“ geschehen, wird daraus gute Kriminalliteratur, die freilich nie die intellektuellen Höhen anderer skandinavischer Krimigrößen erreicht. Dafür aber bietet Sara Blædel ihren Lesern einen verstörenden, zutiefst berührenden Einblick in ein ansonsten hermetisch abgeriegeltes Milieu. „Unschuld“ lässt niemanden kalt und ihre Leser auf eine baldige Fortsetzung hoffen – ein „Muss“ für Fans von Krimis mit Herz und Verstand.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© April 2010 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Nur ein Leben" von Sara Blædel

Wie viel zählt ein Leben?
„Nur ein Leben“ problematisiert das Thema Ehrenmord

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In ihrem dritten Kriminalroman um die Ermittlerin Louise Rick und die Journalistin Camilla Lind problematisiert die dänische Autorin und Journalistin Sara Blædel das Thema Ehrenmord. Herausgekommen ist dabei mit „Nur ein Leben“ weniger ein psychologisch fesselnder oder an äußerer Spannung reicher Krimi denn ein Roman, der über die Hintergründe und Ursprünge dieser Praktik informieren will. Lesenswert ist „Nur ein Leben“ dennoch – Wenn man bereit ist, ein wenig aufs typisch Krimihafte zu verzichten und sich auf Sara Blædels leise Art des Erzählens einzulassen.

„Ich habe bloß ein Kind bekommen, und das hatte nur ein Leben. Ich kann nicht akzeptieren, dass es auf diese Weise enden musste (…)“, sagt Dictes Mutter Anne, nachdem ihre Tochter ermordet aufgefunden wurde (Sara Blædel, Nur ein Leben, Bastei Lübbe, 2008: S.329).

„Samra war nur ein Leben, aber wir müssen an die ganze Familie denken. Ich möchte mich nicht für den Rest meines Lebens schämen müssen, weil ihr eure Tochter nicht im Griff hattet“, sagt Samras Onkel Ahmad, nachdem seine Nichte ermordet aufgefunden wurde (Sara Blædel, Nur ein Leben, Bastei Lübbe, 2008: S.331).
  Sara Blædel bei schwedenkrimi.de
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- Exklusiv-Interview im Rahmen des Krimimesse Dänemark Specials

Schlüsselbegriff „Nur ein Leben“

„Nur ein Leben“ – Zweimal dieselbe Formulierung, die doch von ganz unterschiedlicher Bedeutung ist. Während Dictes Mutter auf die Einzigartigkeit und den hohen Stellenwert dieses einen Lebens hinweist, ist die Konnotation bei Ahmad negativ; Samras Leben war nur eines von vielen. Es zählt nicht mehr oder weniger als das anderer, ganz sicher aber zählt es weniger, wenn die Ehre der gesamten Familie auf dem Spiel steht. Zwei Kulturen und zwei unterschiedliche Weltauffassungen treffen aufeinander. Sara Blædel manifestiert diese beiden Sichtweisen in „Nur ein Leben“, ihrem dritten Kriminalroman um die Ermittlerin Louise Rick und ihre Freundin, der Journalistin Camilla Lind, anhand des aktuellen und emotional starken Themas der Ehrenmorde.

Da wird zunächst die16jährige, aus Jordanien stammende, Samra ermordet aufgefunden. Louise Rick wird von der Kopenhagener Mordkommission in die Provinzstadt Holbæk versetzt, um die örtliche Polizei in diesem Fall zu unterstützen. Sie ermittelt zusammen mit ihrem Kollegen Kim aus Holbæk im familiären Umfeld des Opfers und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Erst als ein weiterer Mord geschieht und Samras dänische Freundin Dicte das Opfer ist, bekommt der Fall für Louise und ihre Kollegen Konturen. Parallel dazu recherchiert auch Louises Freundin Camilla für ihre Zeitung in dem Fall.

Ehrenmorde und das Denken in Kategorien von Ehre und Schande

Die journalistische Herangehensweise und Recherche Camillas ermöglicht es der Autorin ebenso wie die Figur des Holbæker Polizisten Dean Vuukic, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt, die diametral entgegengesetzten Rechts-, Moral- und Wertvorstellungen, die hinter der Formulierung „nur ein Leben“ und der Praktik des Ehrenmordes stehen, herauszuarbeiten und dessen Ursprung zu beleuchten. So erklärt Dean seinen Kollegen, dass Ehrenmorde nichts mit Religion zu tun haben. Ihr Ursprung liegt nicht, wie gemeinhin angenommen, im Islam begründet, sondern in der Kultur, im Denken in Kategorien von Ehre und Schande (vgl. Sara Blædel, Nur ein Leben, Bastei Lübbe, 2008: S.137), und auch das wird erst zum Problem, wenn „im Umfeld darüber gesprochen wird. Solange das Problem nur in den eigenen vier Wänden bekannt ist, ist niemand gezwungen, darauf zu reagieren.“ (vgl. ebd. S.108) Weil das für den modernen Westeuropäer dennoch schwer zu verstehen, geschweige denn zu akzeptieren oder tolerieren ist (darum geht es Sara Blædel auch nicht), recherchiert Camilla – sehr zum Missfallen ihres Chefs – Fälle, in denen sich dänische Frauen und junge Mädchen das Leben genommen haben oder von der Familie verstoßen wurden, weil sie sich den geltenden Konventionen widersetzten. „Ich möchte gerne eine kleine Parenthese in die Debatte einfügen und darauf aufmerksam machen, dass auch Dänen manchmal Familienmitglieder verstoßen können, wenn sie Schande über die Familie bringen (…) wir sollten nicht so tun, als ob so etwas in einer dänischen Familie nie passieren könnte“, erläutert Camilla (Sara Blædel, Nur ein Leben, Bastei Lübbe, 2008: S.309), und man darf mutmaßen, dass das auch exakt Sara Blædels Intention ist. Das spiegelt sich schlussendlich auch in der Wahl des Täters wider, ohne dass darauf hier näher eingegangen werden soll, um nicht jegliche Spannung aus „Nur ein Leben“ zu nehmen, denn „Nur ein Leben“ ist vor allem ein lehrreiches und informatives Buch denn ein spannender Krimi geworden.

Arm an innerer und äußerer Spannung und dennoch beachtenswert

War schon Sara Blædels Debüt „Grüner Schnee“ verhältnismäßig arm an äußerer Spannung (was nicht grundsätzlich negativ sein muss), so existiert diese in „Nur ein Leben“ praktisch gar nicht mehr. Die Autorin behält zudem konsequent die „dänische“, die westeuropäische Brille auf und vergibt damit die Chance, sich in Samras Zerrissenheit einzufühlen und dem Leser nahe zu bringen. Das heißt, „Nur ein Leben“ ist damit auch kein psychologischer Spannungsroman im Stile einer Karin Fossum oder Karin Alvtegen beispielsweise oder wie zuletzt von Arne Dahl in „Ungeschoren“ anhand der Figur der Naska/Rosa vorgeführt. Von Samras Innenleben erfahren wir nur indirekt durch Dritte. So bietet „Nur ein Leben“ viel Raum für die Darstellung von Ermittlungsroutinen, vor allem auch für den polizeilichen Stillstand während der Ermittlungen, für oben genannte Reflexionen und Erläuterungen sowie für die amourösen Verwirrungen der Mittdreißigerin Louise Rick. Doch auch wenn „Nur ein Leben“ damit kaum eine der krimitypischen Erwartungen und Konventionen einlöst (ohne dabei gleichzeitig innovative Impulse wie ein Arne Dahl etwa zu setzen), ist es ein sehr lesenswerter, weil flüssig geschriebener und nuanciert die Unterschiede herausarbeitender Roman zum Thema Ehrenmorde. Weder polemisiert noch provoziert Sara Blædel in ihrer Darstellung dazu, doch leistet sie in ihrer stillen Art einen beachtenswerten Beitrag zum besseren Verstehen dieser Problematik.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© November 2008 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Grüner Schnee" von Sara Blædel

Das doppelte Lottchen
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Sara Blædel schickt in ihrem Krimierstling "Grüner Schnee" gleich zwei Protagonistinnen ins Rennen: die Journalistin Camilla Lind und die Kommissarin Louise Rick. So ganz geht die Strategie der "doppelten Ermittlerin" noch nicht auf, dennoch könnte etwas ganz Neues im Entstehen begriffen sein.

Die neuere skandinavische Krimiliteratur kennt engagierte Journalistinnen als Ermittler (zum Beispiel Liza Marklunds Annika Bengtzon), und sie kennt die polizeiliche Ermittlerin (zum Beispiel Kjell Erikssons Ann Lindell). Der Dänin Sara Blædel und ihrem ersten Krimi "Grüner Schnee" ist es nun zu verdanken, dass zwei typische Ermittlerfiguren der - nicht nur skandinavischen - Krimiliteratur jetzt gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen. Wobei sich gemeinsam auf "zusammen in einem Roman vorkommend" beschränkt, mehr oder wenig jedenfalls. Denn die Kommissarin Louise Rick ist mit der ehrgeizigen Journalistin Camilla Lind von Kindesbeinen an befreundet. Also trifft "frau" sich zum Plausch, telefoniert und , ja, geht auch ein wenig zusammen auf Verbrecherjagd, aber irgendwie auch wieder nicht, denn während Camilla dem Mord an ihrem Journalistenkollegen Frank Sørensen nachspürt, muss Louise den Mord an der Krankenschwester Karoline Wissinge aufklären. Da - so viel muss an dieser Stelle verraten werden - beide Morde am Ende nicht miteinander im Zusammenhang stehen, bleibt unklar, welches Konzept, welche Idee Sara Blædel, selbst, wie so viele ihrer skandinavischen Krimikollegen, Journalistin, eigentlich mit der "Strategie der doppelten Ermittlerin" verfolgt. Spannung oder Witz aus einer antagonistisch angelegten Rollenverteilung ergibt sich nicht, da die Freundinnenkonstellation von Louise und Camilla ein auf Gegenpart angelegtes Verhältnis ja von vorneherein ausschließt. Richtig zusammen kommen sie aber als Ermittlerinnenduo auch nicht, da sie an zwei verschiedenen Fällen arbeiten. So scheint es, als ob Sara Blædel sich nicht für eine Protagonistin - die Journalistin als Schnüfflerin oder die taffe Polizistin - entscheiden konnte und also zwei Frauen ins Rennen schickt. Das ist schade, denn eigentlich haben sowohl Louise als auch Camilla das Zeug zu einer starken Akteurin und Serienfigur. Auch die den Morden zugrunde liegenden Intrigen sind beide plausibel, glaubwürdig und jede auf ihre Weise hinreichend unvorhersehbar und verwickelt gestaltet, dass sie jeweils in einem separaten Louise- beziehungsweise Camilla-Roman figurieren könnten.

Ein neuer "Frauenkrimi"?

Sara Blædels Debütroman "Grüner Schnee" lebt so vor allem von einer realistischen Atmosphäre - die Journalistin Sara Blædel beherrscht ihr Handwerk zweifelsohne sehr gut -, wie sie in Augenzeugenberichten, Verhören, Arbeitsroutinen, im Büroalltag und natürlich im Privatleben der beiden Protagonistinnen zum Ausdruck kommt. Und auch wenn, das Konzept des journalistischen und polizeilichen Ermittlerinnenduos noch nicht ganz ausgefeilt scheint, könnte dabei doch eine neue Art des - wenn man es so titulieren will - "feministischen" Krimis im Entstehen begriffen sein, der mit Camilla Lind und Louise Rick das Zeug hat, insbesondere weiblichen Lesern um die 30 - neben Annika Bengtzon, Ann Lindell, Hanne Wilhelmsen oder Irene Huss - zwei neue Identifikationsangebote zu machen. Denn beide haben in ihrem Job - obschon durchaus erfolgreich - ihre je spezifischen Probleme, sich in einer typischen Männerdomäne durchzusetzen und zu behaupten. Während Camilla sich außerdem als alleinerziehende Mutter um ihren Sohn Markus zu kümmern hat, steht Louise vor der Frage, ihre Karriere zumindest vorübergehend für ihren Freund Peter, der ein Jobangebot in Aberdeen annimmt, auf Eis zu legen. Das Problem, das Privatleben und die Anforderungen des Arbeitslebens (und männlicher Vorgesetzter) miteinander in Einklang zu bringen, nimmt in diesem Roman folgerichtig genauso viel Raum ein wie die eigentlichen Ermittlungen. Ein "Frauenkrimi" also im doppelten Sinn des Wortes, in dem viel geplaudert wird und der ohne die ganz großen Action- und Gewaltszenen auskommt, aber zwei sympathisch-starke Heldinnen präsentiert, die gerade so viel besser und taffer sind, dass sie zum Vorbild taugen.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© Januar 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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