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Facettenreicher Charakter schreibt Kultkrimis - wenn er Lust hat. "Bäckström war klein, fett und primitiv,
Wiijnbladh dagegen klein, schmal und pingelig, weshalb sie einander
wunderbar ergänzten. Sie arbeiteten auch gern zusammen. Bäckström
hielt Wiijnbladh für einen feigen Halbschwulen, bei dem man nicht
einmal laut zu werden brauchte, er gehorchte auch so aufs Wort, während
Wiijnbladh Bäckström als geistig zurückgebliebenen Choleriker
betrachtete, mit dem man wunderbar zusammenarbeiten konnte, wenn man
selber die Lage im Griff hatte. Da sie beide durch und durch inkompetent
waren, kam es auch nicht zu Auseinandersetzungen aus sachlichen oder
anderen professionellen Gründen, kurz und gut, sie waren das reinste
Traumpaar."
Persson spricht gut deutsch und liest unterhaltsam. Der gemütliche Opi entpuppt sich als Inszenierung, statt dessen lernen die Zuhörer im Verlauf des Abends einen facettenreichen Charakter kennen. Ein Selbstdarsteller, viel medienerfahren und -affiner als er zu sein vorgibt, aber voll trockenem Humor und mit sympathischer Selbstironie. In Nebensätzen und Andeutungen zwischen den Textblöcken erhalten wir Einblick in eine bewegte Biographie: Persson ist nicht nur Romanautor und Professor für forensischer Kriminologie. Mit seinem Freund Jan Gulliou hat er eine Fernsehserie gedreht und ein Macho-Buch geschrieben "das Männern in der heutigen Zeit beim Überleben hilft". In den Siebzigern war er als Berater des Landespolizeichefs auch Lieblingskriminologe der schwedischen Medien. Später wurde er im Sog einer Prostitutions-Affäre um den Justizminister aus seinen staatlichen Ämtern entfernt, zog sich in die Jagdhütte aus der Fernsehserie zurück und schrieb seinen ersten Roman, eine Abrechnung mit dem politischen Apparat. Der Thriller avancierte zum Bestseller, zwei weitere Romane folgten, dann wurde Persson im Justizministerium wieder eingestellt. Die folgenden 20 Jahre ohne Roman lässt er aber nicht als schöpferische Untätigkeit durchgehen: Er habe keine Pause gemacht sondern "massenhaft" Bücher geschrieben- Fachbücher allerdings, die keiner lesen wolle. Nicht einmal seine Mutter klagt er, habe seine Fachbücher gelesen. Das sei wirklich eine traurige Geschichte. Aber im Ernst, erläutert er anschließend: Romane solle man nur schreiben, wenn man Lust hat zu schreiben. Sonst nicht. Wenn man keine Lust hat zu schreiben, solle man Fachbücher machen oder Kochbücher. Was er dann auch getan hat, ebenso wie eine Reihe von Drehbüchern für TV-Krimis.
Längst führt die vorgelesene Geschichte
um den vermeintlichen Selbstmord eines amerikanischen Journalisten (als
Einstieg zu einem gesellschaftskritischen Politthriller) ein Schattendasein
an der Seite ihres Schöpfers - auch wenn der immer wieder schmunzelnd
betont, es handle sich um "exzellente Unterhaltung auf 700 Seiten."
Das macht nichts, denn die Geschichte werden die meisten Besucher am
Ende des Abends sowieso handsigniert mit nach Hause nehmen. Lieber noch
etwas Lebensgeschichte vom Autor aufschnappen. © März 2005 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
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