Das Rätsel um Bo Balderson beschäftigt auch heute
noch die Schweden!
Unsere Mitarbeiterin Alexandra Hagenguth hat die wichtigsten neuen
Fakten des Artikels zusammengetragen und für schwedenkrimi.de
übersetzt.
Bo Balderson, das Phantom der schwedischen Literaturszene. 1968
schlug er mit "Statsrådet och döden" (Der Minister
und der Tod) das erste Mal zu. Danach lieferte er fast regelmäßig
alle zwei Jahre einen neuen Krimi bis 1990 der – bisher –
letzte erschien.
Seitdem wurden an die 80 Namen für das Pseudonym Bo Balderson
gehandelt. Am meisten Anhänger konnte die Theorie gewinnen, dass
sich hinter Bo Balderson der ehemalige Bonniers-Mitarbeiter Björn
Sjöberg verberge, der auf nur schwer erklärliche Weise zu
sehr viel Geld gekommen ist und seitdem im irländischen Steuerparadies
für Künstler lebt. Sjöberg hat bisher stets verneint,
Balderson zu sein.
Selbst ein Professor eremitus der Archäologie, Bo Gräslund,
hat sich auf Spurensuche begeben und will den schwedischen Schriftsteller
Sven Delblanc hinter Balderson ausgemacht haben. Sven Delblanc gehört
seit jeher zum engeren Kreis der Verdächtigen und Gräslund
ist der Überzeugung, stilistische und thematische Gemeinsamkeiten
zwischen Delblanc und Balderson gefunden zu haben, die er als ziemlich
eindeutige Indizien für seine Theorie ansieht. Dabei herausgekommen
ist ein Buch mit Namen "Mysteriet Balderson. En deckargåta"
(Mysterium Balderson. Ein Krimirätsel), eine imponierende Studie
über Sprache, Stil und Motiv bei Balderson und Delblanc. Gräslund
zeigt darin u.a. auf, dass beide Autoren denselben Bildungshintergrund
haben und sich denselben Themenkreisen zuwenden. Uppsala und Sörmland
seien für beide Autoren wichtige Landschaften, zu den stets
wiederkehrenden Motiven gehöre des weiteren eine wertekonservative
Irritation über die Aushöhlung der Sozialdemokratie sowie
das schwindende Niveau in Kunst und Kritik.
1983 gibt sowohl Balderson als auch Delblanc ein Buch heraus, das
vom Thema her sehr speziell ist. In den Romanen argwöhnen die
Autoren, dass Jesus niemals auferstanden sei und räsonnieren
die Folgen, die das für das Christentum und das westliche Weltbild
haben könne. Auch ungewöhnliche, originelle Ausdrücke,
die bei beiden vorzukommen scheinen, nimmt Gräslund als Indizien
für seine Theorie. Lars Linder, Autor des Dagens Nyheter-Artikels,
findet Gräslunds Argumentation schlüssig und überzeugend
bis, ja bis er selbst beide Texte zur Hand nimmt und direkt vergleicht.
Linder kommt nun zu dem Schluss, dass Balderson derjenige von beiden
sei, dem man leichter applaudieren könne, der schon ganz zufrieden
damit sei, lebhafte, witzige und nur leicht zynisch-spitze Bemerkungen
einfließen zu lassen.
Delblanc dagegen würde es nur schwer gelingen, seinen Pessimismus
und seine gleichsam "schweren" Fußschritte zu verbergen.
Sicher, auch Delblanc könne bis zu einem gewissen Grad lebhaft
und witzig schreiben, aber das Düstere dahinter sei stets unverkennbar.
Sein Fazit: Man halte es mit den geläuterten Palme-Ermittlern:
Mangels Mordwaffe und definitiver Beweise ist es bis auf weiteres
besser, niemandem zu glauben!
Buchtipp |
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Im März 2003 hatte Susanne Hagemann vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) noch einmal die seltene Gelegenheit, den Autoren Bo Balderson zu interviewen.
Übersetzung aus der schwedischen Dagens
Nyheter und redaktionelle Bearbeitung:
Alexandra Hagenguth/
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