Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
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"Die Tochter des Leuchtturmmeisters" von Ann Rosman

Alter Leuchtturm, alte Nazis, alte Frauen. Ein mißlungenes Krimidebüt

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Bevor sich die Polizistin Karin zum Tatort aufmacht, tritt sie erst einmal an ihr Bücherregal und sucht einige Reiseführer heraus. Im Auto liest sie ihrem Kollegen seitenlang daraus vor, um ihn, wie sie sagt, auf die Schärenküste vor Göteborg und den alten Leuchtturm von Marstrand einzustimmen, wo eine Leiche gefunden wurde. Diese Szene folgt auf einen spannenden und gut konstruierten Einstieg in das Buch. Erst im Laufe der Erzählung wird klar, daß die Reiseführer- und übrigens auch die Seglerromantik symptomatisch ist für das Buch. Denn eigentlich hat Ann Rosman mit ihrem Debüt keinen Kriminalroman vorgelegt, sondern einen Heimatroman, eine Liebeserklärung an ihre engere Heimat.

Warum auch nicht? Schweden ist sehr schön, zumal am Skagerrak, auch wenn, wie Rosman richtig beobachtet, hinter der malerischen Fassade privater Reichtum und kommunale Armut eine ungute Allianz zulasten der arbeitenden Leute eingehen. Die Autorin hat einen liebevollen Blick auf Menschen. Es macht Spaß, den fitten alten Frauen ihres Figurenensembles zuzuschauen. Rosmans Ermittlerin, die Polizistin Karin, kommt ganz ohne Neurosen, Alkoholprobleme und Depressionen aus. Sie ist einfach freundlich, intelligent und kollegial. Schließlich ist das Buch in einem frischen und heiteren, mitunter leise ironischen Ton erzählt.

Trotz dieser unbestreitbaren Vorzüge ist "Die Tochter des Leuchtturmmeisters" als Kriminalroman mißlungen. Zu allererst liegt das an der Schwäche der Krimihandlung. Dabei ist die Idee großartig, die tieferen Ursachen der Morde in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zu legen, in der Schweden eine immer noch hochumstrittene Neutralität mit großen Zugeständnissen an Nazideutschland verfolgt hatte, um eine Okkupation des Landes zu vermeiden. Dieser Handlungsstrang bleibt seltsam blaß, weil – möglicherweise  lediglich für den deutschen Leser – zu wenige Zusammenhänge erläutert werden und die handelnden Personen entweder nur gut, schön und charmant oder nur böse und dünkelhaft sind. Zweitens kann Ann Rosman zwar gut und genau erzählen, verfügt aber nicht über eine krimispezifische Erzählökomonie. Sie verliert sich in zu viel Heimatgeschichte, einer zu langatmigen Schatzsuche, zu vielen Eheproblemen ohne dramaturgische Funktion. Zum Ende des Buches geht der Autorin nachgerade die Luft aus. Die Auflösung aller Rätsel erfolgt zu hastig und zu glatt. Drittens wird die Geschichte durchgängig aus einer allwissenden Autorenperspektive erzählt, die lediglich mit geheimnisvollen Andeutungen und dem Weglassen wesentlicher Informationen arbeitet. Diese Erzählstrategie erzeugt keinen Suspense, keinen Spannungsbogen, sondern eher Gereiztheit. Welcher Leser möchte schon ständig den Eindruck vermittelt bekommen, irgendwie begriffsstutzig zu sein? Gereiztheit erzeugt auch die Übersetzung von Gisela Kosubek, die die Schwächen des Manuskripts eher verstärkt. Zu bemängeln sind die Verwendung sprachlicher Klischees ("kluge blaue Augen"), die fehlende Vertrautheit mit schwedischen Verhältnissen (was sind "Taxwerte"?) und der Rückgriff auf Sprachbilder aus den letzten Jahrhundert. Wer bekommt heutzutage noch jemand "an die Strippe", und was bedeutet es, wenn jemand eine andere Person "mit Beschlag belegt"?

Ann Rosman ist mit ihrem Debütkrimi "Die Tochter des Leuchtturmmeisters" keinesfalls "der neue Stern am skandinavischen Krimihimmel", als der sie vom Rütten & Loening-Verlagsmarketing angepriesen wird. Sie ist eine Autorin, die in Schweden zu wenig lektoriert und in Deutschland lieblos verlegt wurde.

Vielen Dank an Dr. Kerstin Herbst aus Berlin
© Februar 2011 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Die Tochter des Leuchtturmmeisters" von Ann Rosman

Die Neue von der Westküste
Karin Adler macht Patrick Hedström Konkurrenz

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Biografie
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- Rezensionen
„Die Tochter des Leuchtturmmeisters“ ist Ann Rosmans erster Krimi, und sie schrieb ihn während ihrer Elternzeit. Allzu viele durchwachte Nächte kann Rosman mit ihrem ersten Kind nicht erlebt haben, denn herausgekommen ist ein flott geschriebener, spannungsreicher Krimi, ohne zu viel Political Correctness und Gesellschaftskritik einerseits und ohne zu viel Familiäres andererseits, mit einer zwar sympathischen, neuen Serienheldin, der aber noch die Aura eines neu aufgegangenen Stars fehlt.

Bei Bauarbeiten am Leuchtturm auf einem einsamen Felsen vor der Insel Marstrand, nördlich von Göteborg, wird eine eingemauerte Leiche gefunden. Den Fall an Schwedens Westküste übernimmt nicht etwa Patrick Hedström mit seinem Team von der Tanumsheder Polizeistation, sondern Karin Adler von der Göteborger Polizei. Sie hat sich gerade von ihrem langjährigen Verlobten getrennt, ist, statt in eine neue Wohnung, auf ihr Segelboot gezogen und keine neue Serienfigur von Camilla Läckberg, auch wenn Fjällbacka nur einen Steinwurf weit entfernt liegt.

Krimis made in Sweden - Zwischen Windelwechseln und Zahnen

Karin Adler ist Ann Rosmans Protagonistin. Sowohl Ann Rosman als auch ihre Ermittlerin Karin sind Neuzugänge im Krimiliteraturbetrieb. Mit Camilla Läckberg verbindet Ann Rosman, die wie ihre Romanfigur selbst auf Marstrand lebt und passionierte Seglerin ist, nicht nur die Landschaft, in der sie ihren Krimi spielen lässt. Wie schon Läckberg kam auch Rosman während ihrer Elternzeit zum Schreiben. Dass zwischen Windelwechseln, Stillen und Füttern, Zahnen und Dreimonatskoliken Raum, Zeit und Muße dafür bleibt, ist ein Mysterium des Krimis made in Sweden. Vielleicht aber sind schwedische Babys oder schwedische Mütter auch einfach nur entspannter als deutsche. Ann Rosman jedenfalls ist ein gutes, wenn auch nicht „überragendes“ Krimidebüt gelungen.
Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Der Stern strahlt noch etwas blass

Die Geschichte ist hinreichend verzwickt, reicht bis weit in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurück, kombiniert spannungsfördernd Vergangenes mit Gegenwärtigem und bietet mit einer im Leuchtturm eingemauerten Leiche, die den Ausgang für Karins Ermittlungen bildet, genau die richtige Mischung an Gänsehaut- und Gruselfeeling, dass die Lust aufs Weiterlesen schon geweckt ist.
Natürlich wird Ann Rosman als „neuer Stern am skandinavischen Krimihimmel“ gefeiert. Doch auch wenn Karin Adler sympathisch, die Story gut und flott geschrieben und der Roman handwerklich mehr als auf einige wenige die Spannung fördernde Stilmittel reduziert ist, der Stern strahlt noch etwas blass. Denn irgendwo zwischen „nicht zu familiär und cosy, aber auch nicht zu gesellschaftskritisch“ bleibt leider nur die Beliebigkeit. Die macht aus „Die Tochter des Leuchtturmmeisters“ zwar keinen schlechten Krimi, verbreitet aber auch noch nicht die Aura eines neu aufgegangenen Stars.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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