Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch der Autorin Karin Alvtegen.
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Gebundene Ausgabe
269 Seiten
Wunderlich Verlag
Erscheinungsdatum: 2001
ISBN: 3805206984
Originaltitel: "Saknad"
Übersetzung:
Hedwig M. Binder
Kurzbeschreibung

Sie ist auf der Flucht, seit fast 15 Jahren. Vor ihren Eltern, vor sich selbst. Sie ist 32 und eine von vielen Obdachlosen in Stockholm. Sibylla Forsenström, eine Tochter aus gutem Hause, die nur ein Ziel hat: ihrer Vergangenheit zu entkommen und irgendwo in Ruhe zu leben. Doch dann wird ein Mann getötet, im noblen Stockholmer Grand Hotel. Und Sibylla war am Tatort. Kurz darauf findet man noch eine Leiche, bestialisch ermordet. Wieder deuten die Spuren auf Sibylla ...

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Leseprobe

Das Kostüm war grün und gute Markenware, und niemand konnte ahnen, dass sie es für neunundachtzig Kronen fünfzig in einem Trödelladen der Heilsarmee gekauft hatte. Der Knopf war am Rockbund durch eine Sicherheitsnadel ersetzt, aber auch das konnte niemand sehen. Sie winkte den Kellner heran und bestellte noch ein Glas Weißwein.

Der Auserwählte dieses Abends saß zwei Tische weiter, der Tisch zwischen ihnen war frei. Sie hatte noch nicht angefangen und konnte darum nicht beurteilen, wie bewusst ihm ihre Gegenwart war.
Er war erst bei der Vorspeise.
Sie hatte genügend Zeit.
Sie nahm einen Schluck aus dem nachgefüllten Weinglas. Der Wein war trocken und genau richtig temperiert. Und bestimmt ziemlich teuer. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach dem Preis zu fragen, da er sie absolut nicht interessierte.

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Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass der Mann sie ansah. Ober das Weinglas hinweg ließ sie ihren Blick zufällig dem seinen begegnen und dann angemessen desinteressiert durchs Lokal zurückschweifen.
Der Französische Saal des Grand war wirklich ein prächtiger Ort. Dreimal war sie schon hier gewesen, aber heute Abend würde es für eine Weile das letzte Mal sein. Das war schade, denn es gab immer frisches Obst auf dem Zimmer, und die Handtücher waren ungewöhnlich dick und so zahlreich, dass gefahrlos einige davon in die Aktentasche gleiten konnten.
Man sollte aber das Schicksal nicht herausfordern. Es wäre verheerend, wenn das Personal sie erkennen würde.

Sie merkte, dass er wieder hersah. Sie holte ihren Terminkalender aus der Aktentasche und schlug das aktuelle Datum auf Leicht gereizt trommelte sie mit rot lackierten Fingernägeln ungeduldig auf der Tischplatte. Wie hatte sie nur zwei Termine gleichzeitig vereinbaren können? Und obendrein noch mit ihren beiden größten Kunden! Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er noch immer den Blick auf sie gerichtet hielt.
Ein Kellner ging vorbei.
" Hätten Sie vielleicht ein Telefon für mich?"
"Aber sicher."
Der Kellner ging zur Bartheke und sie sah ihm nach. Als er zurückkehrte, hielt er ein schnurloses Telefon in der Hand.
" Bitte sehr. Wählen Sie die Null vorweg."
" Danke schön! "
Sie tat, was er gesagt hatte, und blätterte dann in ihrem Kalender, bevor sie eine Nummer eintippte.

" Hallo, hier ist Caroline Fors von Swedish Laval Separator. Es tut mir leid, aber ich habe für morgen Vormittag doch tatsächlich zwei Termine gleichzeitig vereinbart und möchte nur sagen, dass ich zwei Stunden später als geplant kommen werde."
"Zwanzig Uhr, fünfundzwanzig Minuten und dreißig Sekunden. Piep. "
" Prima ... Dann bis morgen. Wiederhören."
Seufzend schrieb sie Salamiwurst 14.00 in die Zeile unter Souterrain und schlug den Kalender zu.
Ganz zufällig begegneten sich in dem Moment, in dem sie erneut ihr Weinglas hob, ihre Blicke. Sie merkte, dass er ihr jetzt seine ganze Aufmerksamkeit schenkte.
" Ist es ein bisschen zu viel geworden? ", fragte er lächelnd.
Sie lächelte leicht verlegen und zuckte die Schultern.
" Das passiert schnell einmal", fuhr er fort und sah sich um.
Er näherte sich dem ausgeworfenen Köder schon und wandte den Blick nicht von ihr.
"Sind Sie allein oder warten Sie auf jemanden? "
"Nein, nein. Ich wollte nur ein Glas Wein trinken, bevor ich auf mein Zimmer gehe. Es war ein langer Tag heute."Sie steckte den Kalender wieder in die Aktentasche. Nun hatte sie ihn gleich! Als sie die Tasche auf den Fußboden zurückgestellt hatte, sah sie ihn in genau dem Moment an, in dem er seinen Vorspeisenteller beiseite schob, sein Glas erhob und ihr zuprostete.
" Darf es vielleicht etwas Gesellschaft sein? "
Dabei hatte sie doch gerade erst angefangen! Mit einem kleinen Lächeln holte sie ihren Fang ein. Freilich nicht zu hastig. Ein gewisses Maß an Widerstand verfehlte nie seine Wirkung. Sie zögerte ein paar Sekunden, bevor sie auf seine Frage antwortete.
" Gerne. Ich werde mich aber bald zurückziehen. "
Er erhob sich, nahm sein Weinglas und setzte sich ihr gegenüber.
"Jörgen Grundberg. Nett, Sie kennen zu lernen."
Er reichte ihr die Hand. Sie ergriff sie und stellte sich vor.
" Caroline Fors. "
" Ein schöner Name. Für eine schöne Frau. Zum Wohl!"
An seiner linken Hand blitzte ein schmaler Ehering. Sie erhob ihr Glas.
" Zum Wohl!"


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Der Kellner näherte sich mit Herrn Grundbergs Hauptgang. Als er sah, dass sein Gast verschwunden war, blieb er abrupt stehen. Jörgen Grundberg winkte ihm kurz.
" Hier bin ich. Hier hat man gewissermaßen eine bessere Aussicht."
Sie lächelte ihn gequält an, aber zum Glück schien Herr Grundberg für die Gemütsverfassung seiner Umgebung nicht sehr empfänglich zu sein. Ein weißer Teller mit silberner Haube wurde zwischen sie auf den Tisch gestellt, und Herr Grundberg schüttelte die stilvoll gefaltete Stoffserviette auseinander und platzierte sie auf seinem Schoß. Dann rieb er seine Handflächen aneinander. Dieser Mann freute sich auf sein Essen.
"Wollen Sie nichts essen? "
Sie spürte, wie ihr der Magen knurrte.
" Ich hatte es nicht vor. "
Er lüftete den silbernen Deckel und ihr stieg ein köstlicher Duft nach Knoblauch und Rosmarin in die Nase. Sie spürte, wie ihr der Speichel über die Zunge lief.
"Natürlich müssen Sie etwas essen."
Er sah sie nicht an. Er war jetzt ganz darauf konzentriert, von einem der Lammfilets ein Stück abzuschneiden.
"Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen", fuhr er fort und steckte sich eine ordentliche Gabel voll in den Mund.
" Hat Ihnen das Ihre Mutter nicht beigebracht? "
Dies und noch vieles mehr hatte ihr ihre Mutter bestimmt irgendwann beigebracht. Das allein war schon ein Grund zu verzichten. Sie hatte jetzt aber wirklich Hunger. Das Obst auf dem Zimmer erschien ihr plötzlich nicht mehr so verlockend. Den ersten Bissen im Mund, winkte er den Kellner heran. Dieser kam unverzüglich und durfte brav dastehen und warten, bis Grundberg zu Ende gekaut hatte.
" Können wir für die Dame das Gleiche noch einmal bekommen, bitte? Das geht auf Zimmer vierhundertsieben."
Er lächelte sie an, zog seine Schlüsselkarte aus der Tasche und wedelte damit vor dem Kellner.
" Zimmer vierhundertsieben. "
Der Mann drehte sich um und ging.
" Sie nehmen mir das hoffentlich nicht übel? "
" Ich kann mein Essen wirklich selbst bezahlen."
"Ja, das glaube ich schon. Aber ich möchte meine Aufdringlichkeit gern vergelten."
Das war ihm liebend gern gewährt. Sie nahm ein Schlückchen Wein. Dieser Mann war beinahe zu gut, um wahr zu sein. Ein absoluter Selbstläufer. Er mampfte seine Lammfilets weiter und war von seinem Mahl anscheinend völlig absorbiert. Eine Zeit lang schien er vergessen zu haben, dass er Tischgesellschaft hatte. Sie betrachtete ihn. Sie schätze ihn auf ungefähr fünfzig Jahre. Sein Anzug wirkte teuer, und da er im Französischen Saal des Grand ohne mit der Wimper zu zucken soeben zwei Hauptgänge bestellt hatte, stand es sicherlich nicht schlecht um seine Zahlungsfähigkeit. Gut. Er war perfekt. Er schien gutes Essen gewohnt zu sein. Seinem Hals war der Hemdkragen zu eng, er quoll über den Rand und ruhte auf dem Krawattenknoten. Ein ungeübtes Auge würde sich von seinem Äußeren vielleicht irreführen lassen, aber sie konnte man nicht täuschen. Er war zweifellos ein Emporkömmling. Seine Tischsitten verrieten deutlich, dass in seiner Jugend niemand größere Energien darauf verwandt hatte, ihm beizubringen, wie man sich bei Tisch benahm. Niemand hatte ihn am Ellbogen geschnippt, wenn er ihn auf den Tisch gelegt hatte, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn darauf hinzuweisen, dass er niemals das Messer in den Mund nehmen dürfe.
Er war schlicht zu beglückwünschen. Außerdem aß er mit dem Vorspeisenbesteck.
Als sie ihren Teller vorgesetzt bekam, war er mit dem Essen fast fertig. Der Kellner entfernte die silberne Haube und sie musste sich sehr beherrschen, nicht Jörgen Grundbergs Beispiel zu folgen und sich auf das Essen zu stürzen. Sie schnitt von dem Filet einen kleinen Happen ab, den sie dann sorgfältig zerkaute. Er scharrte mit dem Messer den letzten Rest Sauce auf und zog es ungeniert zwischen den Lippen hindurch.
" Das ist wirklich gut", sagte sie. " Herzlichen Dank."

Danke an den Wunderlich Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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